Inspiration für diesen Blog war unter anderem die Seite „Nachrichten aus Nord-Neukölln„, auf die wir hier gerne aufmerksam machen wollen. Wir verweisen hier auf die Artikel „Quartiersmanagement – Was steckt dahinter?“ und „Wer Macht die Stadt?“, die eine klare Absage an das Quartiersmanagement im Schillerkiez in Berlin formulieren . (Aber auch die restlichen Beiträge seien Euch empfohlen!)
Die Beispiele aus Berlin zeigen vorallem, dass die Art und Weise wie das Quartiersmanagement in Offenbach organisiert ist, keine Ausnahme darstellt. Viel eher zieht sich die Logik der Durchsetzung von Profitinteressen mit Hilfe des Quartiersmanagements durch die gesamte Bundesrepublik.
Quartiersmanagement – Was steckt dahinter?
Der Artikel kritisiert die Rolle des QM (Quartiersmanagement) der Schillerpromenade im Kontext von Standortwettbewerb, Aufwertung und Verdrängung und zeigt, dass es hierbei vorallem darum geht das Image des Stadtteils für Immobilieninvestor*innen und für die Mittelschicht attraktiv zu gestalten.
„Hauptsache, der Eindruck entsteht, dass das Leben trotz globaler Verarmung der Bevölkerung «schön» ist.“
Es wird deutlich, dass das Quartiersmanagment die Interessen Weniger vertritt, die jedoch als „Bedürfnisse der Mehrheit“ verkauft werden. Die Öffentlichkeitsarbeit hinkt der Realität hinterher, Termine zu Bewohner*innen-Veranstaltungen werden schlecht kommuniziert, sodass kaum jemand teilnimmt, und wenn die Anwohner*innen ihren Protest kundtun werden sie abgwürgt…
…und man fragt sich, wie ein Quartiersmanagement, was ganz offensichtlich nicht mit den Anwohner*innen kooperieren möchte, noch immer behaupten kann für ihre Interessen einzustehen.
Wer Macht die Stadt legt offen, wer in Neukölln eigentlich hinter dem Quartiersmanagement steckt: Eigentümlicherweise finden sich hier in erster Linie Unternehmen, die in Bereichen der Stadterneuerung und Sanierung tätig sind, sowie Verteter*innen von Wohnungseigentümerinteressen.
Als ein Beispiel sei hier der Verweis auf das Institut „Weeber + Partner“ zitiert, die laut Nachrichten aus Nord-Neukölln mit dem QM der High Deck Siedlung betraut sind. Jenes Unternehmen veröffentlicht u.a. Forschungsberichte und Infobroschüren für Wohnungseigentümer*innen – mit Inhalten, die im Kontext ihrer Tätigkeit im Rahmen des QMs, erst recht beängstigend sind:
„In der Untersuchung „Weniger Beschädigung und Verschmutzung in Wohnanlagen: Was hilft“ (erschienen 2007) werden ebenfalls praktische Tipps an Wohnungseigentümer gegeben, mit welchen Methoden die MieterInnen effektiver kontrolliert werden können. In diesem Zusammenhang wird auch die quasi Verdrängung ärmerer MieterInnen vorgeschlagen, indem die Umwandlung von Miet- in selbstgenutzte Eigentumswohnungen bzw. die ergänzende Bebauung mit Wohneigentum als eine wirksame Strategie angesehen wird“.
Auch die weiteren, im Artikel aufgelisteten Beispiele zeigen, wie sehr das Gemauschel zwischen QM und martkwirtschaftlichen Unternehmen aus dem weiten Feld der Immobilienwirtschaft zur Regel geworden ist. Das wirft die Frage nach deren demokratischer Legitimation auf – wer darf eigentlich darüber entscheiden, wer im Quartier was zu managen hat? Deutlich wird, dass die mit dem QM betrauten Unternehmen nur dem Auftraggeber, also dem Staat gegenüber verpflichtet sind und sich einer öffentlichen Kontrolle weitestgehend entziehen – und dabei in Ruhe QM in erster Linie nach ihren eigenen Unternehmens-Interessen betreiben. Was vor diesem Hintergrund von den durch diese Unternehmen durchgeführten ’sozialen Projekten‘ zu halten ist, macht Nachrichten aus Nordneukölln deutlich:
“ Die Gelder, die von dem Quartiersmanagement für Initiativen, Vereine etc. ausgegeben werden, um beispielsweise ein Stadtteilfest zu organisieren sind somit eher als Schmiergeld zu verstehen, um von den wirklichen Interessen dieser Firmen, nach weiteren Aufträgen im Sanierungsgeschäft, abzulenken.“
Zum Weiterlesen:
Auseinandersetzungen um Aufwertung und Quartiersmanagement in Leipzig-Connewitz – Wie Wiederstand gegen Verdrängung kriminalisiert wird und durch das Quartiersmanagement neutralisiert und „weggemanaged“ werden soll: Anti-Anti-Gentrifizierung in Connewitz.